
NOVEMBERHEILIGE IM FOKUS
Hubertus (3. 11.)
Hubertus war ein solch begeisterter Jäger, dass er sogar am Karfreitag seiner Jagdleidenschaft frönte. Im Wald aber erschien ihm ein großer Hirsch, der ein leuchtendes Kruzifix zwischen dem Geweih trug. Nach dieser Begegnung änderte Hubertus sein ganzes Leben und der geläuterte Jäger avancierte zum Patron der Jagd. – Soweit die Legende.
Tatsächlich war der frühmittelalterliche Heilige Bischof von Lüttich. Als „Apostel der Ardennen“ (gestorben 727) hatte der eifrige Seelsorger wohl Wichtigeres zu tun, als auf die Pirsch zu gehen. Vielmehr verbot er Jägern, ihre erste Beute der römischen Jagdgöttin Diana zu opfern. Es bleibt sein einzig nachgewiesener Bezug zur Jagd.
Doch wie kam Hubertus zu seiner zweifelhaften Ehre? Die obenerwähnte Legende geht auf den heiligen Eustachius (2. Jahrhundert) zurück und wurde im 15. Jahrhundert – ohne nachvollziehbare Gründe – auf Hubertus über- tragen. Vielleicht ist gerade sein Gedenktag am 3. 11. eine Gelegenheit, den wahren Hubertus, der viele Missionsreisen unternahm, zum Vor- schein zu bringen.

War gar kein Jäger: Jagdpatron Hubertus

Gesprengte Ketten - auch für Tiere? - Attribut des hl. Leonhard
Leonhard (6. 11.)
Es hätte dramatischer nicht beginnen können: König Chlodwig nimmt mit seiner Gattin an einer Jagd in einem Wald bei Limoges teil. Plötzlich setzen bei der Schwangeren Königin die Wehen ein. Der Einsiedler Leonhard eilt herbei, betet für die Königin, worauf diese einen gesunden Knaben zur Welt bringt. Zum Dank möchte Chlodwig den Einsiedler mit Gold und Silber überhäufen. Leonhard aber erbittet nur soviel Land, als er mit seinem Esel in einer Nacht umreiten kann.
Auf diesem Grund errichtet er das Kloster Noblac. Kranke, die dorthin pilgern, werden gesund, Gefangenen werden auf das Gebet Leonhards die Ketten gesprengt. Ehemalige Gefangene treten ins Kloster ein oder arbeiten bei den Mönchen. Als Abt des Klosters stirbt Leonhard um 570.
Zerbrochene Ketten werden später zum Attribut des dargestellten Heiligen. Gläubige verwechseln die Ketten aber mit Tierketten und so avanciert der ehemalige Einsiedler zum populären Viehpatron. Zahllose Bauernhöfe schmückt das Bild Leonhards, zumeist umgeben von Rind, Pferd oder Esel.
Der Mensch ist für Glück und Freude erschaffen worden und nur durch tägliche Übungen der Selbstüberwindung kann er zur Freude und zu einem Zustand gelangen, aus dem er Freude und Licht für seine Umgebung und für die Welt ausstrahlt.
Gelingt ihm das, so strahlt er von innen her ein Licht aus, das auf alle Kreaturen, ja sogar auf die kleinsten Dinge um ihn herum fällt und alle diese Dinge werden durch dieses Licht verschönt...
Gelangen wir zu diesem inneren Leuchten, so verändert sich manches in unserer Umgebung, sogar die Mitmenschen er- scheinen anders, gütiger und gelassener.
Bischof Sergius von Prag
Leben heißt, sich zu verändern. Vollkommen zu sein bedeutet, sich oft verändert zu haben.
Dass innerhalb der christlichen Kirche Gotteswege von seligstem Aufstieg und von der tiefsten Leistung können begangen werden, dafür sind die ungeheuren Beweise der Heiligenleben da und neben ihnen manches starke und herzliche Überstehen, vielleicht in unserer nächsten Nachbarschaft. Aber diese Überzeugung und Erfahrung schließt in mir nicht die Gewissheit aus, dass die gewaltigsten Verhältnisse zu Gott, wo Not und Antrieb zu ihnen da ist, auch im außerchristlichen Gemüt, in irgendeinem ringenden Menschen, sich auszubilden vermögen, wie ja die ganze Natur, wo sie nur ihren Willen haben darf, unerschöpflich zu Gott übergeht.
Rainer Maria Rilke
Heilige sind die, welche werden.
Rainer Maria Rilke
Wenn es dir möglich ist,
einer einzigen im Dunkel irrenden Seele
ein Licht zu entzünden,
einem Betrübten die sonnige Seite
des Lebens zu zeigen,
einem anderen die höhere und edlere Lebensanschauung zu geben,
einem Mitmenschen zu helfen,
dass er ein besserer Mensch werde,
einem Mühsamen und Beladenen
die Lasten zu erleichtern,
mit auch nur einem kleinen Funken Liebe die Welt zu bereichern,
dann hast du nicht vergebens gelebt.
Jack London
Ein einziger Mensch, der uns wirkliche Liebe entgegenbringt, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
Elisabeth Kübler-Ross
Wussten Sie, dass viele Heilige ein Nahverhältnis zu Tieren hatten?
Die Vorstellung, dass der Friede Christi seine Ausstrahlung bis in die Tierwelt habe, hat in der christlichen Tradition während vieler Jahrhunderte noch nachgewirkt.
Der Friede mit den Tieren, vor allem mit wilden Tieren, galt als Zeichen von Gottes Gegenwart in dieser Welt. Heiligenlegenden legen davon oft Zeugnis ab. Manchen Heiligen werden bestimmte Tiere als Attribute zugeordnet. Keine Abbildung des Heiligen Hieronymus ohne den Löwen, der zu seinen Füssen liegend seine Gebete und Studien bewacht.
Vor allem die irische und britische Tradition ist reich an Beispielen von Heiligen, die eine besondere Beziehung zu den Tieren hatten. Meist sind es Einsiedler, die in der Einsamkeit der Wälder die Tiere in ihren Bann ziehen oder von Tieren Schutz und Hilfe erhalten. Als Beispiele für unsere Breiten seien die Heiligen Leonhard (Esel, Rind, Pferd) oder Severin von Noricum (Bärenlegende) erwähnt.
Der berühmte Wolf von Gubbio, der eine ganze Gegend in Schrecken gehalten hatte, wird von Franz von Assisi so verwandelt, dass er keinem Menschen mehr etwas zu Leide tut. In einzelnen Fällen treten die Tiere nicht nur als Gefährten, sondern auch als Beschützer von Heiligen auf.
Es ist der wohl sprichwörtliche "siebte Sinn der Tiere", der sie eher als uns Menschen erkennen lässt, ob es jemand gut mit ihnen meint oder nicht...
Gott in den Bäumen?
Heiliggesprochene Menschen sind uns im Christentum vertraut, ebenso die Heilige Schrift, heilige Zeiten oder heilige Orte. Als "heilig", das heißt, vom Alltag abgesondert und in der Sphäre des Göttlichen beheimatet, gelten vor allem in den Naturreligionen auch Tiere, Pflanzen, Flüsse, Seen oder Berge. Sie werden deshalb mit besonderer Achtsamkeit behandelt. Auch in der christlichen Volksfrömmigkeit hat sich etwas von diesem Erbe bewahrt: Pilgerorte, oft auf Bergen angesiedelt, be- herbergten schon in keltischer Zeit Kultstätten; Bründl- und Baumheiligtümer, oft nur auf verschlungenen Pfaden erreichbar, sind Ausdruck einer Ursehnsucht des Menschen. - Nichts berührt uns so wie das Unberührte.

Baumheiligtum: "Maria Bildföhre" bei Karlstetten (Niederösterreich)
Factsheet: Heilige
Es sind inzwischen über zehntausend Frauen und Männern, die im Laufe der 2000-jährigen Kirchengeschichte offiziell heilig gesprochen worden sind.
Allein Papst Johannes Paul II. hat in seiner Amtszeit von 1978 bis 2005 1338 Selig- und 482 Heiligsprechungen vorgenommen. Die Zahl aller von seinen Vorgängern in den vergangenen 400 Jahren insgesamt heiliggesprochenen Personen ist nur etwa halb so hoch.
Unter ihnen finden sich Einsiedler ebenso wie Herrschende; manche stifteten neue Gemein- schaften, kümmerten sich um sozial Geächtete, heilten Kranke, waren kluge Ratgebende oder starben in Konzentrationslagern. Um sie auf Darstellungen voneinander unterscheiden zu können, orientierte sich das des Lesens früher meist unkundige Volk an Attributen aus ihrem Leben: So erkennt man z.B. Ulrich an einem Fisch, Katharina an einem Wagenrad und Barbara an einem Türmchen.
Um jenen heiligmäßigen Menschen gerecht zu werden, die in Vergessenheit gerieten und deshalb nicht zum offiziellen Kreis der Heiligen gehören, feiert man seit dem 9. Jahrhundert das Fest „Allerheiligen.“ Letztlich sind Heilige ein "Update" des Evangeliums in einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Raum. Sie verweisen alle auf den, der einst gesagt hat: Ihr seid das Licht der Welt. (...) So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Mt 5,14ff)
Es gibt keine Schule, die mehr lehrt als ein Friedhof
Philippinen
Bevor ich mit Sterbenden zu arbeiten begann, glaubte ich nicht an ein Leben nach dem Tod. Jetzt glaube ich an ein Leben nach dem Tod, ohne den Schatten eines Zweifels.
Elisabeth Kübler-Ross
Trennung ist wohl Tod zu nennen,
denn wer weiß, wohin wir gehen.
Tod ist nur ein kurzes Trennen
auf ein baldig Wiedersehen.
Joseph von Eichendorff

Ihr, die ihr mich geliebt habt, seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe, sondern auf das, welches ich beginne.
hl. Augustinus von Hippo
Wenn wieder jemand, der uns so nah angehört hat, von unserer Seite genommen wird, empfinden wir das Weh der Trennung, jenes Trauergefühl eines enger um uns gezogenen Kreises. Es ist uns, als ob die andere Welt uns selbst fühlbar anstoße.
Indessen, das sichere Bewusstsein, dass die Unsrigen in Frieden bei Gott sind, dass sie darum uns nahe, für uns tätig bleiben, dass die geistigen Bande uns enger als je mit uns verbinden, dass sie unserer in Herrlichkeit harren zur ewigen und seligen Gemeinschaft, wir mit ihnen und sie für uns beten, bis alles irdische Leid überstanden ist, ist ein so großer Trost, dass er den Schmerz sänftigen muss, der uns beim Verlust überkommt.
Adolph Kolping
Auf der anderen Seite des Weges
Der Tod ist nichts. Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen. Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt, sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt, gebraucht nie eine andere Redeweise.
Seid nicht feierlich oder traurig, lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben. Betet, lacht, denkt an mich, betet für mich, damit mein Name im Haus ausgesprochen wird, so wie es immer war, ohne irgendeine besondere Bedeutung, ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war, der Faden ist nicht durchschnitten. Warum sollte ich nicht in euren Gedanken sein, nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin? Ich bin nicht weg, ich bin nur auf der anderen Seite des Weges.
Henry Scott Holland
Fünf Jahre vor seinem Tod schrieb Wolfgang Amadeus Mozart Folgendes in seinem letzten Brief an seinen Vater Leopold:
Da der Tod als Heimgang zu Gott der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahrsten, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckliches mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes. Und ich danke meinem Gott, dass er mir das Glück gegönnt hat, ihn als Schlüssel zu einer wahren Glückseligkeit kennenzulernen.
Ich lege mich nie zu Bett, ohne zu bedenken, dass ich vielleicht (so jung ich auch bin) den andern Tag nicht mehr sein werde - und es wird doch kein Mensch von allen, die mich kennen, sagen können, dass ich im Umgang mürrisch oder traurig wäre - und für diese Glückseligkeit danke ich alle Tage meinem Schöpfer und wünsche sie von Herzen jedem Mitmenschen!

Die gute Frage: Kommen Tiere in den Himmel?
Für christliche Ohren mag die Frage etwas provokant klingen: Sollte es nicht vorrangig um die Erlösung des Menschen gehen? Indes ist der Tod eines geliebten Haustieres oft die erste Verlusterfahrung im Leben eines Kindes. Wie man mit zwangsläufig auftretenden Fragen umgeht, ist alles andere als gleichgültig, prägen sie doch auch den späteren Umgang mit Verlusten.
Während in den Jenseitsvorstellungen animistisch geprägter Naturreligionen meist auch Platz für Tiere und Pflanzen ist, spricht die traditionelle kirchliche Lehrmeinung nur dem Menschen eine unsterbliche Geistseele zu, Tieren aber bloß eine sterbliche animalische Seele. Dieses Denken geht auf den mittelalterlichen Heiligen Thomas von Aquin zurück, der in dieser Frage sicher auf ein Schriftwort aus dem Buch Kohelet (Prediger) zurückgreift, wo aber genau diese Vorstellung angezweifelt wird: Beide haben ein und denselben Atem. Einen Vorteil des Menschen gegenüber dem Tier gibt es da nicht. (...) Wer weiß, ob der Atem der einzelnen Menschen wirklich nach oben steigt, während der Atem der Tiere ins Erdreich hinabsinkt? (Koh 19ff)
Im Gegensatz zur mittelalterlichen Kirche wissen wir heute aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier nicht absolut, sondern bloß graduell ist. Vielleicht würde Thomas´ Aussage heute etwas anders ausfallen.
Anders fiel jedenfalls Martin Luthers Antwort auf die Frage aus, ob Tiere denn in den Himmel kämen: Die neue Erde wird nicht wüst und leer sein… Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, damit auch neue Tölplin… (Luthers treuer Hund hieß "Tölpel".)
Luther kannte den Brief des Apostels Paulus an die Römer, wo von Hoffnung für die ganze Schöpfung die Rede ist, denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. (Röm 8,21)
Der deutsche Theologe, Psychotherapeut und Autor Eugen Drewermann publizierte im Jahr 1989 eine Aufsehen erregende Schrift mit dem Titel "Über die Unsterblichkeit der Tiere. Hoffnung für die leidende Kreatur" (Walter Verlag, 1989).
Drewermann beklagt darin die Ignoranz der christlichen Kirchen gegenüber den Tieren, bringt Beispiele der Grausamkeit ihnen gegenüber und plädiert für ein Umdenken. Aus den Quellen der Weltreligionen und der Literatur schöpfend, naturwissenschaftliche Erkenntnisse über Mensch und Kosmos miteinbeziehend, schreibt er gegen Ende seines Essays: Es gibt keinen Gott, wenn es keine Unsterblichkeit gibt; denn gäbe es ihn und es wäre ihm gleichgültig und er erwiese sich als fühllos auch nur gegenüber dem kleinsten fühlenden Wesen, so wäre er gleichgültig uns, die wir denken und fühlen trotz unserer Kleinheit.
Drewermann kommt zum Schluss: Entweder alles kehrt wieder (...), oder alles ist nichts. Einzig um wiederzukehren, muss alles, was ist, hinübergehen in jenes Schimmern des Lichtes, dessen Form der Geist ist (...) Nichts vergeht wirklich in den Stunden des Todes.

Grabstein auf einem Tierfriedhof. Die einen schlachten wir, die anderen verhätscheln wir. Tatsache ist, dass Tiere für viele alte Menschen der einzige Bezugspunkt sind. Übertriebene Tierliebe oder Ausdruck wachsender Isolation in einer unsolidarischen Gesellschaft?
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