"Seht, ich mache alles neu" (Offb 21,5): SILVESTER & NEUJAHR

Die gute Frage: Wer war eigentlich der hl. Silvester?

Silvester zählt wohl zu den bekanntesten und umsatzstärksten Festen des Jahres, sein Namensgeber hingegen ist ziemlich vergessen: Papst Silvester übte sein Amt zwischen 314 und 335 aus. Da er am 31. Dezember 335 starb, wurde dieser Tag sein Gedenktag.

Seine Amtszeit fällt in den Übergang von der verfolgten Kirche hin zur Anerkennung unter Kaiser Konstantin, den er, an Aussatz erkrankt, heilt und bekehrt. Der Legende nach überwindet er zwölf jüdische Meister, deren letzter den Namen seines Gottes nur einem Stier ins Ohr flüstern will. Der Stier fällt daraufhin tot um und Silvester erweckt ihn mit den Worten "Dein Gott kann töten, meiner aber lebendig machen" wieder zum Leben.

Auch wenn diese Legende ihrer Zeit entsprechend stark antijudaistische Züge trägt, bleibt die Aussage Silvesters aktuell: Unser Gott ist ein Gott des Lebens! Darstellungen des Papstes zeigen  einen Stier zu seinen Füßen, weshalb der letzte Heilige des Jahres früher als Beschützer der Haustiere angerufen wurde.

 

Wussten Sie, dass Neujahr gleich- zeitig der Weltfriedenstag ist?

Der 1. Jänner ist unter verschiedenen Na- men bekannt: Neujahr, Hochfest der Got- tesmutter Maria sowie Weltfriedenstag. 

Angesichts weltweiter Spannungen beschloss Papst Paul VI. am 8. Dezember 1967, sich mit einer Friedensbotschaft an alle Regierenden zu wenden. Gleichzeitig erhob er den 1. Jänner zum "Weltfriedenstag". (Zum Vergleich: Die Vereinten Nationen begehen am 21. September den "Internationalen Tag des Friedens".)

Alle seine Nachfolger haben diese Tradition fortgesetzt. Dass Friede eng mit Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einhergeht, wissen wir spätesten seit Papst Franziskus. Doch auch dessen Vorgänger waren sich dieser thematischen Verbindung bewusst: So stand die Friedensbotschaft Johannes Pauls II. bereits im Jahr 1990 unter dem Motto: "Friede mit Gott dem Schöpfer, Friede mit der ganzen Schöpfung". Benedikt XVI. wiederum betonte in seiner Friedensbotschaft 2010: "Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung!"

Pflege das Leben, wo du es triffst, notierte einst Hildegard von Bingen. - Vielleicht ja ein passender Neujahrsvorsatz?

Wussten Sie, dass im Judentum mit einem ausgehöhlten Widderhorn das neue Jahr eingeblasen wird?

Das jüdische Neujahr, Rosch ha-Schana, beginnt im Herbst. Wenn der Schofar, ein ausgehöhltes Widderhorn erklingt, sind die Menschen zur Umkehr aufgerufen. Rosch ha- Schana ist ein Fest der Besinnung und der guten Wünsche: "Zu einem guten Jahr mögest du in das Buch des Lebens eingeschrieben werden."

Widder werden in der Bibel an zahllosen Stellen als Opfertiere erwähnt. Zumindest, so der jüdische Rabbi Hanina ben Dosa, sei kein Teil des Tieres unnütz umgekommen, wenn er aufzählt, dass außer dem Fleisch das Fell zur Kleidung, die Sehnen zu Fertigung von Harfensaiten und die Hörner eben als Musikinstrumente verwendet wurden. Doch Tieropfer werden schon bei den Propheten des Alten Bundes negativ beurteilt. So lässt Gott den Propheten Hosea verkünden: Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, / an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern (Hosea 6,6).

Wer zählt die hundertausenden Tiere, die Jahr für Jahr in heimischen Laboren für allzuoft zweifelhafte "Erkenntnisse" geopfert werden?

Es schlägt das Herz,

der Schatten rückt.

Was gestern fehl ging,

heute glückt.

Was heute glückt,

ist morgen Schein.

Bezwing´ die Zeit,

um Mensch zu sein!

Josef Weinheber

Wollen wir uns über die Zeiten beklagen? Nicht die Zeiten sind gut oder schlecht. Wir sind die Zeit. Wie wir sind, so sind auch die Zeiten. Sind wir gut, so sind es auch die Zeiten!

Hl. Augustinus von Hippo

 

Solange wir Zeit haben, lasst uns Gutes tun!

Franz von Assisi

Fange jetzt an zu leben und zähle jeden Tag als ein Leben für sich!

Seneca

Mein sind die Jahre nicht,

die mir die Zeit genommen;

mein sind die Jahre nicht,

die etwa mögen kommen.

Der Augenblick ist mein,

und nehm ich den in Acht,

so ist der mein,

der Zeit und Ewigkeit gemacht.

Andreas Gryphius

 

Nimm dir Zeit, das Firmament zu betrachten.

Suche Gestalten in den Wolken.

Lausche dem Wehen des Windes

und berühre das kalte, klare Wasser.

Gehe behutsam auf leisen Sohlen, denn

wir sind Eindringlinge,

die von einem unendlichen Universum

nur für eine kurze Weile geduldet werden.

 

Weisheit der Indianer

In Ihm sei´s begonnen,

Der Monde und Sonnen

An blauen Gezelten

Des Himmels bewegt.

Du Vater, du rate!

Lenke du und wende!

Herr, dir in die Hände

Sei Anfang und Ende,

Sei alles gelegt!

Eduard Mörike

Zum neuen Jahr

Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit, ein bisschen mehr Güte und weniger Neid, ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was.

Statt so viel Unrast, ein bisschen mehr Ruh´, statt immer nur Ich, ein bisschen mehr Du, statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut und Kraft zum Handeln, das wäre gut.          

Kein Trübsal und Dunkel, ein bisschen mehr Licht, kein quälend Verlangen, ein froher Verzicht,      

und viel mehr Blumen, solange es geht,       nicht erst auf Gräbern, da blüh´n sie zu spät.

Peter Rosegger

Die gute Frage: Warum gilt das Schwein als Glückssymbol?

Marzipan-,  Plastik- oder Schokolade- schweinchen - zum Jahreswechsel wird dieses Tier gerne als Glücksbringer ver- schenkt. Warum eigentlich? 

Während in den abrahamitischen Religionen das Schwein durchwegs negativ besetzt ist und als "unrein" gilt (Judentum und Islam verbieten den Verzehr von Schweinefleisch), war dieses Tier in vielen alten Kulturen der Inbegriff von Fruchtbarkeit, Wohlstand oder Mütterlichkeit und wurde sogar zum Attribut von Göttinnen. Im Alten China war es das letzte der zwölf Tierkreiszeichen.

Das Schwein als Glückssymbol stammt möglicherweise von einem alten Kartenspiel, bei dem das As "Sau" genannt wurde und auf dieser Karte auch abgebildet war. Bei Schützenfesten und Wettbewerben war es früher überdies üblich, nicht nur den Besten, sondern auch den Schlechtesten auszu- zeichnen. Der Trostpreis war oft ein Schwein. - "Schwein gehabt" eben.

Erfüllender ist es wohl, sich auf Schriftworte statt auf Glücksbringer stützen zu können:

Wer auf das Wort achtet, findet Glück;/ selig, wer auf den HERRN vertraut. (Spr. 16,20)

Wussten Sie, dass der russische Schriftsteller Leo Tolstoi einen im- merwährenden "Kalender der Weis- heit" veröffentlichte? 

Es war das große Werk seiner letzten Lebensjahre: Leo Tolstoi (1828 - 1910) ver- sammelt in seinem "Kalender der Weisheit", der 1904 in Erstauflage erschien, Zitate aus Philosophie, Bibel, Weltreligionen und Literatur. Neben allseits bekannten Köpfen findet man in dieser Sammlung aber auch Zitate von Lucy Malory, einer weitgehend unbekannten Journalistin aus Oregon.

Tolstoi hat sein Werk mehrmals überarbeitet und empfand es letztlich als wichtiger als seine Romane. Die Zitate, oft von ihm abgewandelt oder zugespitzt, sollten dem einfachen Volk Lebenshilfe bieten. So ist jeder Tag des Jahres einem konkreten Thema gewidmet. Am 6. Mai behandelt der bekennende Vegetarier Tolstoi das Thema  "Tierquälerei" und konfrontiert die Leserschaft mit ethischen Forderungen von Pythagoras über Mohammed  bis Schopen- hauer. Passend zum Jahreswechsel aber ist ein Zitat von Henry David Thoreau:

Das größte Glück ist, am Jahresende das Gefühl zu haben, besser zu sein als zu seinem Beginn.

Brot statt Böller!

Zugegeben, der Slogan ist nicht mehr ganz neu, aktuell bleibt er trotzdem: Ausgegeben wurde er vom Evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt" in den frühen Achtzigerjahren. Hintergrund war damals eine Hungerkrise in Afrika. Die Menschen, so die Intention, sollten um das Geld, das sonst - im wahrsten Sinne des Wortes - "verpulvert" würde, besser die Hungernden sättigen. Was damals allerdings kaum in den Blick gerückt wurde: Die Böllerei in der Silvesternacht produziert nicht nur eine riesige Menge an Feinstaub, sondern bedeutet besonders für Haustiere Angst und Stress pur. - Von Menschen, die aus Kriegsgebieten flüchten mussten und ohnehin kriegsbedingt nicht selten traumatisiert sind, ganz zu schweigen.

Tatsache ist aber auch, dass Lärmbrauchtum in den Rauhnächten und besonders in der Silvesternacht uralte Tradition ist. In vorchristlicher Zeit sollte das Lärmen die Zauberkraft der Dämonen brechen. - Ein Aberglaube, der sich noch lange erhalten hat. Als Christinnen und Christen müssen wir aber keinen "Heidenlärm" machen, um die Heidenangst vor dem Kommenden zu kanalisieren. Uns trägt zum Jahreswechsel die stille Gewissheit: Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. (Hebr 13,8)

Die Sanduhr mag ungeeignet sein, Sekunden oder Minuten exakt zu messen, aber sie konfrontiert uns mit der Wahrheit. Sie hält uns die Begrenztheit des Erdenlebens drastisch vor Augen. Wir täuschen uns gern durch die Jahre, als ginge alles endlos so weiter. Der Jahreswechsel kann uns nachdenklich stimmen: Was wird uns das neue Jahr bringen? Wie verwende ich die mir geschenkte Zeit?

Wenn wir tatsächlich wüssten, was die Zukunft für uns bereithält, würden wir heute wahrscheinlich anders leben. Wir würden vermutlich mehr Achtsamkeit walten lassen in unseren Beziehungen, sei es zu Mitmenschen oder anderen Geschöpfen. Wahrheit liegt wohl auch im Wort des Psalmisten: Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. (Psalm 90,12)

Kleine Erdgeschichte

Unsere Erde entstand vor ca. 5 Milliarden Jahren. Da derart gewaltige Zeiträume für uns kaum fassbar sind, kann das Kalenderjahr helfen, sich die Entwicklung unseres Planeten vorzustellen: Am 1. Jänner entsteht die Erde. Ihre Oberfläche kühlt langsam ab und wird fest. Ab 7. August gibt es sicher Leben auf unserem Planeten. Am 23. November sind schon viele einfache Tierarten vorhanden. Am 27. November tummeln sich bereits Urfische - die ersten Wirbeltiere - in den Ozeanen. Am 16. Dezember spalten sich die ersten Säugetiervorfahren von den Reptilien ab. Am 27. Dezember leben einfache Halbaffen in den Urwäldern . Am Vormittag des 29. Dezember tauchen die ersten Menschenaffen in Afrika auf. Am 31. Dezember betritt um 22.15 der Urmensch die Weltbühne. Um 23.49 desselben Tages breitet sich die heutige Menschenform über die Alte Welt aus. Sekundenbruchteile vor Mitternacht werden Sie geboren.

Anmerkung: Die biblische Schöpfungserzählung ("6-Tage-Werk") bedient sich des Wochenschemas, um Schöpfung begreifbar zu machen. Allerdings steht in diesem Hymnus weniger das Wie oder Was im Vordergrund, sondern vielmehr das Wozu. 

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