Gott in der Natur erfahren: PILGERN

Die gute Frage:

Warum ist die Muschel das Symbol des Jakobsweges?

 

Die Muschel als Erkennungszeichen zu tragen, weist Pilgernde auf dem Jakobsweg seit dem frühen Mittelalter aus. Der Legende nach soll ein junger Adeliger einst dem Schiff entgegen geritten sein, mit dem der Leichnam des Apostels Jakobus nach Spanien gebracht wurde. Unglücklicherweise versank er dabei im Meer. Jakobus jedoch rettete auf wundersame Weise sein Leben und half ihm, das Ufer zu erreichen. Sein Körper aber war über und über mit Muscheln bedeckt.

Die als Trink- & Schöpfgefäß verwendete Muschel ist daher neben dem zum kraftvollen Einherschreiten gebräuchlichen Pilgerstab und dem Pilgermantel zum Attribut des Apostels geworden. In die Verlegenheit, über und über mit Muscheln bedeckt aus dem Wasser gezogen zu werden, würde der oben erwähnte Jüngling heute wohl nicht mehr kommen: Die Ozeane sind weitgehend leergefischt. Was den großen Fangschiffen ins Netz gerät und als "Beifang" gilt, wie etwa zu kleine Fische,  Meeresschildkröten, Seepferdchen, Seesterne oder eben Muscheln, wird automatisch aussortiert und verletzt oder tot über Bord geworfen, um irgendwann an einen Strand gespült zu werden.

Unser billiges Fischstäbchen hat eben doch seinen Preis und der Jüngling würde heutzutage allenfalls mit Plastikabfällen bedeckt aus dem Meer gezogen werden...

Wussten Sie, dass...

...an vielen Pilgerorten früher nicht nur für die Heilung von Menschen, sondern auch für die Heilung von Tieren gebetet wurde?

Mirakelbücher und Votivgaben in Wallfahrtskirchen geben Auskunft über die Nöte der Menschen, die über Jahrhunderte hinweg diese Orte aufgesucht haben und noch immer aufsuchen.

Dazu zählen die Folgen von Naturkatastrophen und Kriegen ebenso wie Unfälle oder Krankheiten von Mensch und Tier.  In Zeiten, in denen Medizin unerschwinglich war oder aber dadurch keine Heilung zuwege gebracht werden konnte, blieb nur das Gebet.

Wer in den "Schatzkammern" der Wallfahrts- orte, welche Votivgaben als Dank für erhörte Gebete beherbergen, bloß Kuriositäten- kabinette oder Vorläufer musealer Sammlungen sieht, verkennt den wahren Charakter solcher Stätten: Vielmehr sind es Orte des Dankes und der vertrauensvollen Zuflucht, deren einzigartigen Glaubenszeugnisse die Hoffnung und das Vertrauen jener zu stärken vermögen, die ihre Last noch nicht abgeben konnten. 

Göttliche Hilfe - für Mensch und Tier: Votivbild aus Mariazell, Steiermark

Wussten Sie, dass..

...keinem anderen Heiligen so viele Pilgerorte gewidmet sind wie dem Viehpatron Leonhard?

 

In Österreich und im süddeutschen Raum gilt Leonhard als Heiliger der Bauern. Er ist Pferde-, Vieh- und Wetterpatron. Mit über 120 Kultstätten allein im deutsch- sprachigen Gebiet der ehemaligen Donaumonarchie überragte er alle an- deren Heiligen - mit Ausnahme Marias.

Leonhard wird möglicherweise im 6. Jahrhundert als Sohn fränkischer Adeliger geboren und von Bischof Remigius von Reims erzogen und getauft. Das Angebot, selbst Bischof zu werden, lehnt er ab und lebt lieber als Einsiedler in einem Wald bei Limoges mitten in Frankreich.

Auf seine Fürbitte hin bringt die Frau des Königs, die sich zur Jagd in der Nähe aufhält und bei der die Wehen einsetzen, ein gesundes Kind zur Welt. König Chlodwig möchte ihn reich beschenken, doch Leonhard erbittet nur soviel Land als er in einer Nacht mit seinem Esel umreiten kann. Dort gründet er ein Kloster. Kranke finden auf seine Fürsprache hin Heilung, Gefangenen sprengt er mit seinem Gebet die Ketten.

Der mit diesem Attribut - gesprengten Ketten - dargestellte Heilige avancierte deshalb bald zum Viehpatron, dachte man bei diesen Ketten doch weniger an menschliche Gefangene als vielmehr an Nutztiere, die ebenfalls in Ketten gehalten wurden.

Am Festtag des Heiligen (6. November) wurde ein Pferdesegen erteilt, mitunter wurden alle Hoftiere gesegnet oder mancherorts sogar in die Kirche getrieben.

Das Bild des Heiligen durfte über keinem Hof oder Stall fehlen - zum Segen für menschliche und tierische Bewohner. - Zeugnisse naiver Volksfrömmigkeit oder doch Ausdruck nachhaltigen und vernetzten Denkens?

Vater der Lebendigkeit

bewahre uns in dieser Zeit.

Beschirme uns auf uns ´ ren Wegen.

Allem was da kreucht und fleucht, spende deinen Segen.

Jede Mücke, jeder Floh, jedes Kraut am Wegesrand:

Kleinstes Sinn hat und Verstand.

Heil und Heilung allen Wesen!

Alles, alles soll in deinem Geist genesen.

Du allein bist Wahrheit, Leben, Licht.

In Hass und Gier und Wahn finden wir dich nicht.

Konrad Mey

 

Alles Sein

ist das Produkt 

eines universellen Strebens.

Es gibt nicht Totes in der Natur.

Alles ist organisch und lebendig,

weshalb die ganze Welt

als lebendiger Organismus erscheint.

Paracelsus

 

Es gibt eine Kommunion mit Gott

und es gibt eine Kommunion mit der Erde

und es gibt eine Kommunion mit Gott durch die Erde.

Teilhard de Chardin