WARUM MÜSSEN WÖLFE GESCHÜTZT WERDEN?

Veröffentlicht am 23. Juli 2024 um 19:59

Die Diskussion um den Wolf polarisiert Gesellschaft und Medien und lenkt möglichwerweise von wichtigeren Themen ab. Ist der Wolf nun eine potenzielle Gefahr für Wandernde im Wald, besonders für Kinder? Ist er ein Killer, der massenhaft Schafe reißt? Oder ist er eine bedrohte Tierart, die unbedingt geschützt werden muss? Nach einem Erkenntnis des Europäischen Gerichtshofs darf der Wolf in Österreich nicht gejagt werden. Das Land Tirol möchte dieses Erkenntnis jüngsten Verlautbarungen zufolge nicht umsetzen: Man führe eine Einzelfall-Prüfung durch und das werde man weiter tun. Anlass für eine neuerliche Freigabe zur Tötung soll ein Vorfall sein, bei dem drei trächtige Kühe vor einem Wolf geflüchtet und über eine Klippe in den Tod gestürzt seien.
Faktum ist, dass es laut Tierschutzgesetz §19 verboten ist, Haustiere oder Nutztiere unbeaufsichtigt im Freien sich selbst zu überlassen. Nicht in Unterkünften untergebrachte Tiere, die vorübergehend oder dauernd nicht in Unterkünften untergebracht sind, sind, soweit erforderlich, vor widrigen Witterungsbedingungen und, soweit möglich, vor Raubtieren und sonstigen Gefahren für ihr Wohlbefinden zu schützen. Maßnahmen zum Schutz von Herden werden von der EU bis zu 100% bezahlt. In der Realität ist in den letzten 20 Jahren kein einziger Mensch durch Wölfe umgekommen, wohl aber einige durch Kühe oder Hunde. Wird hier bewusst Angst geschürt?

Im Folgenden dazu ein Auszug aus einem jüngst erschienenen Artikel von Frau Dr. Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereines, den sie uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat:

Warum müssen Wölfe geschützt werden?


1.) Das ökologische Gleichgewicht in unseren Wäldern ist SCHWER GESTÖRT.

https://www.gruppe-wolf.ch/

2.) Das Jagdrecht basiert grundsätzlich auf dem Grundeigentum und ist mit diesem verbunden.

Wenn aber die Eigentümer:innen das Jagdrecht nicht selbst ausüben, muss das Jagdgebiet verpachtet werden. Jagdausübungsrecht dem Prinzip des Revierjagdsystems folgend ein Jagdgebiet (Eigen- oder Genossenschaftsjagdgebiet) mit einer festgelegten Mindestfläche voraussetzt. Diese Verpflichtung, die Jagd durch Nicht-Eigentümer:innen zu dulden, betrifft praktisch alle kleineren Grundstücke. Alle rechtlichen Versuche, dies zu ändern, sind bisher gescheitert. Die Unzufriedenheit steigt, da der völlig schädlich hohe Wildbestand die Wälder ruiniert. Lukrative Geschäfte mit Jagden florieren und damit auch Freizeit- und Trophäen-Jäger reiche Beute machen, wird exzessiv gefüttert. Promis aus Wien und den Ballungszentren haben wenig Zeit, wollen schnell einen kapitalen Hirsch erlegen.
Fütterungen sollten nur in besonders strengen Wintern erfolgen. Da das Wild – wenn es nicht gestört wird – im Winter den Stoffwechsel deutlich reduziert, verhungern die Tiere nicht. Die Reproduktion wird jedoch reduziert, was dringend nötig wäre. Ohne die großen Raubtiere wie die Wölfe und auf Basis der derzeit zersplitterten zehn verschiedenen Jagdrechte wird sich wenig ändern. Raubtiere sind bessere Jäger als Wiener Promis ….

 

3.) Besonders dramatisch ist die Situation bei den Schutzwäldern.


Aufgrund der Topographie Österreichs sind zahlreiche Siedlungsgebiete von der Vitalität und Stabilität von Schutzwäldern abhängig. Sterben die Schutzwälder, so sind wertvolle Siedlungsgebiete (und der Tourismus) in Gefahr. In der alpin geprägten Landschaft sind Schutzwälder von besonderer Bedeutung für die Sicherung des menschlichen Lebens- und Wirtschaftsraumes. Rund 42 % der österreichischen Waldfläche besteht aus Wäldern mit Schutzfunktion, das entspricht rund 1,6 Millionen Hektar. 2021 hat der Rechnungshof einen dringenden Handlungsbedarf in Österreichs Schutzwäldern festgestellt. Nur ein Viertel des Schutzwalds der Bundesforste sei in gutem Zustand; die in Privateigentum stehenden Schutzwälder sind ebenso krank.
https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/Dringender_Handlungsbedarf_in_Oesterreichs_Schutzwaeldern.html#

Eine Sicherung der gefährdeten Hänge gegen Lawinen, Muren oder Steinschlag durch bauliche Maßnahmen ist angesichts der gewaltigen Problematik völlig ausgeschlossen; es wäre weder faktisch noch finanziell möglich!

 

4.) Was tun?


• Ökologische Waldsanierungen (siehe dazu z.B. die Beiträge von Pierre Ibisch: https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Ibisch) - Die Fähigkeit der Wälder zur Regeneration muss gestärkt werden.
• Reform des Jagdrechts, z.B. gemäß Volksbegehren der Tierschutzvereine zusammen mit den Öko-Jägern: https://www.tierschutzaustria.at/unterstuetze-uns/volksbegehren/
• Verbot der Wild-Fütterung, außer in besonders strengen Wintern
• Verbot des „Kirrens“, also des Tötens während der Fütterung
• Informationen via Medien, Debatten in öffentlich-rechtlichen Medien

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