ÖKUMENISCHE SCHÖPFUNGSZEIT / ERNTEDANK

 

Ich fragte die Erde und sie sagte mir: Ich bin nicht Gott; und alles, was in ihr ist, gestand mir das gleiche.

Ich fragte das Meer und seine Tiefen und das Gekrieche seiner Lebewesen und sie gaben mir die Antwort: Wir sind dein Gott nicht, suche droben über uns.

Ich fragte die wehenden Winde und es sprach der ganze Luftbereich mit seinen Bewohnern: Ich bin nicht Gott. 

Ich fragte den Himmel und Sonne, Mond und Sterne: Auch wir sind nicht der Gott, den du suchst.

Und ich sagte zu allen Dingen, die um mich her sind:

Sagt mir doch etwas von ihm!

Und sie erhoben ein Rufen mit lauter Stimme:

Er ist´s, der uns geschaffen hat!

 

Hl. Augustinus von Hippo

Liebe Gottes gesamte Schöpfung, ihre Ganzheit und jedes Sandkorn.

Liebe jedes Blatt, jeden Strahl von Gottes Licht!

Liebe die Tiere, liebe die Pflanzen, liebe alles.

Wenn du alles liebst, wirst du das göttliche Geheimnis in allem erkennen.

Und wenn du es einmal erkannt hast, wirst du es unaufhörlich zu verstehen beginnen, jeden Tag mehr und mehr.

Und du wirst endlich die gesamte Welt lieben mit anhaltender, alles umfassender Liebe.

Liebe die Tiere: Gott hat ihnen den Ansatz des Denkens und unbeschwerte Freude geschenkt.

Belästige sie daher nicht, quäle sie nicht, beraube sie nicht ihrer Freude, verstoße nicht gegen den Plan Gottes.

 

Aus: Fjodor Dostojewskij: "Die Brüder Karamasov"

 

Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir,

alle Geschöpfe der Erde streben nach Glück wie wir.

Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir;

also sind sie uns gleichgestellte Werke des allmächtigen Schöpfers - unsere Geschwister.

Hl. Franz von Assisi

 

Wir sind eins mit dem Wasser, der Erde, der Luft, mit der Sonne, dem Mond und den Sternen.

Wir sind eins mit den Gedanken, den Herzen, dem Geist und auch mit dem Körper.

Wir sind eins mit den Pflanzen, den Tieren, mit den Mineralien und mit der Vielfalt der Menschheit.

 

Gebet des Stammes der Arhuacow, Kolumbien

 

Wir danken für...

 

Erde, Humus und Kompost,

Regenwürmer und Maulwürfe,

Nützlinge und Beikräuter,

Tau auf den Blättern, Regen und Sonnenschein,

Erdäpfel, Essiggurken und Erbsen,

Dinkelbrot und Datteln aus dem Süden,

Arbeit und Mühe aller, die zum Wachsen, Reifen und Ernten beigetragen haben,

Naturgemäße Lebensmittel, frei von Gemnanipulation und Pestiziden,

Kraft von oben, von unserem Schöpfer, dem wir uns alle verdanken.

Die gute Frage:

Ist der Mensch tatsächlich die "Krone der Schöpfung"?

Vergeblich hält man in der Bibel nach dem Menschen als „Krone der Schöpfung“ Ausschau. Der Mensch wird am "Sechsten Tag" erschaffen, gemeinsam mit allen Landtieren. Wenn man von „Krone der Schöpfung“ sprechen kann, so ist es der siebente Tag, der Sabbat, der Ruhetag für Mensch und Tier, der der gesamten Schöpfung eine Atempause schenkt. Die Bibel spricht aber von der Gottebenbildlichkeit des Menschen – als Gabe und Aufgabe.

Erst wenn der Mensch aufhört, sich selbst als Mittelpunkt zu sehen und sich als Lebewesen unter anderen Lebewesen begreift, das nicht nur große Fähigkeiten besitzt, sondern auch große Verantwortung gegenüber allem, was lebt, trägt, dann, ja dann erst umweht ihn der Atemhauch Gottes. Dann hat er tatsächlich die Bedeutung und die Größe, derer er so sehr bedarf.

Friede der Kreatur

 

Spinnen waren mir auch zuwider

All meine jungen Jahre,

Ließen sich von der Decke nieder

In die Scheitelhaare,

Saßen verdächtig in den Ecken

Oder rannten mich zu schrecken,

Über Tischgefild und Hände,

Und das Töten nahm kein Ende.

 

Erst als schon die Haare grauten,

Begann ich sie zu schonen,

Mit den ruhigen Angeschauten

Brüderlich zu wohnen;

Jetzt mit ihren kleinen Sorgen

Halten sie sich still geborgen,

Lässt sich einmal eine sehen,

Lassen wir uns weislich gehen.

 

Hätt ich nun ein Kind, ein kleines,

In väterlichen Ehren,

Recht ein liebliches und feines,

Würd ich´s mutig lehren,

Spinnen mit dem Händchen fassen

Und sie freundlich zu entlassen;

Früher lernt´es Friede halten,

Als es mir gelang, dem Alten!

 

Gottfried Keller

HERR der Ernte, Kraft von oben,

Schöpfer, der die Schöpfung preist,

Du kennst alles, was da wächst und kriechet,

weißt, wie alles heißt.

 

Denn Du hast es ja ersonnen,

hineingelegt in alles deinen Plan:

Kreisläufe und Gleichgewichte,

- allem vorbestimmt ist seine Bahn.

 

Doch es gibt da eine Spezies,

die mehr nimmt, als ihr gebührt,

die Deine Werke vergewaltigt,

- Schäden, die die ganze Schöpfung spürt:

 

Aus dem Lot sind jetzt die Winde,

Wasser, Luft und Temperatur.

Ausgelaugt sind schon die Böden.

Hören wir den Schrei der Kreatur?

 

HERR, bewahre uns vor Strafe,

vor den Konsequenzen uns´rer Tat.

Sende einen neuen Geist!

Säe eine neue Saat!

 

Einen Geist, der aufbaut,

der behütet und bewahrt!

Vernetze Menschen guten Willens.

Viele sind ja schon am Start.

 

Niemand muss allein die Erde retten.

Es genügt die Sorge für das Kleine.

Denn im Geringsten aller Wesen

zeigst dich Du, der Eine.

 

Konrad Mey

Wenn die Menschen

einen einzigen Schritt vorwärts tun wollen

zur Beherrschung der äußeren Natur,

durch die Kunst der Organisation und der Technik,

dann müssen sie vorher

drei Schritte der ethischen Vertiefung

nach innen getan haben.

Novalis

 

Bemerke, wie die Tiere das Gras abrupfen!

So groß ihre Mäuler auch sein mögen,

sie tun der Pflanze selbst

nie etwas zuleide,

entwurzeln sie niemals.

So handle auch der starke Mensch

gegen alles, was Natur heißt,

sein eigenes Geschlecht voran.

Er verstehe die Kunst:

vom Leben zu nehmen, ohne ihm zu schaden.

Christian Morgenstern

 

Es ist ein Grund der Liebe, auf dem die Schöpfung

und alle Geschöpfe ruhen.

Die sich dieser tiefsten Gemeinsamkeit bewusst werden,

erlangen eine Art Zaubergewalt,

einen Anteil an der Macht dessen,

in dem alles erschaffen,

dem alles zu eigen ist.

Reinhold Schneider

Schöpfungscredo

 

Ich glaube an das große göttliche Ganze,

an den göttlichen Zusammenhang in allem,

an die Heiligkeit allen Lebens,

der Erde, der Luft und des Wassers,

an das Göttliche in jedem Menschen.

 

Ich glaube, dass uns Menschen ein Leben

in Frieden und Gerechtigkeit

und im Einklang mit unserer Mitwelt möglich ist.

Ich glaube, dass der Sinn unseres Lebens darin besteht, 

an den Herausforderungen unseres Lebens zu wachsen,

dass wir mit Begeisterung das tun,

was uns zur Bewahrung und Weiterentwicklung

des großen göttlichen Ganzen aufgetragen ist.

 

Ich glaube, dass Gott Ursache ist

und Sinn hinter aller Entwicklung,

die sich vollzieht im Werden und Vergehen,

auf der Erde und im Universum.

 

Ich glaube, dass Gott die Liebe ist, 

die ohne Anfang und Ende alles hervorbringt

und die gesamte Schöpfung als geliebtes

DU umfängt.

 

Quelle unbekannt

 

Der Nussbaum

Im Garten grub ein alter Mann ein Loch. Ein junger Mensch kam vorbei und fragte: "Was machst du da bloß?"

"Ich pflanze einen Nussbaum", antwortete der Alte. "Im Sommer spendet er Schatten. Im Herbst schenkt er Nüsse. Gibt es etwas Besseres und Schöneres als solch einen Baum?"

Der junge Mensch lachte. "Du weißt schon, wie lange es dauert, bis dein Nussbaum Nüsse und Schatten schenkt? Ich fürchte, das wirst du nicht mehr erleben!"

"Ich weiß es", nickte der Alte. "Ich nicht - aber meine Enkel."

 

Aus China

Die Vielfalt der Barmherzigkeit Gottes kommt nicht nur zum Menschen, den er nach seinem Bilde geschaffen hat, sondern auch zu den Tieren, die er den Menschen untergeben hat.

Von dem kommt auch das Heil des Tieres, von dem das Heil des Menschen kommt. Schäme dich nicht, solches vom Herrn, deinem Gott, zu denken, wage es vielmehr und glaube es und hüte dich, anders zu denken.

Der dich heil macht, heilt auch dein Pferd und dein Schaf, ja bis zum Kleinsten hin gilt´s - auch deine Henne!...

Wird der es unter seiner Würde halten, Heil zu geben, dessen Würde es erlaubt, Schöpfer zu sein?

 

Hl. Augustinus von Hippo