ADVENT & WEIHNACHTEN

 

Weihnachten

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle, mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit.

Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle schöne Blumen der Vergangenheit.

Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise, und das alte Lied von Gott und Christ    bebt durch Seelen und verkündet leise, 

dass die kleinste Welt die größte ist.

 

Joachim Ringelnatz

 

 

Das Geheimnis

der Weihnacht

besteht darin,

dass wir auf der Suche

nach dem Großen

und Außerordentlichen

auf das Unscheinbare

und Kleine

hingewiesen werden.

Fest des 13. Gehaltes,
Fest des abgeholzten Waldes,
Fest des Schenkens und Besuchens,
Fest des Bratens und des Kuchens,
Fest der Kerzen und der Lichter,
Fest der festlichen Gesichter,
Fest des Fernsehdauerlaufs,
Fest des Spielzeugausverkaufs,
Fest der Briefe und der Karten,
Fest der Gänse und Poularden,
Fest der Träume und des Wähnens,
Fest der Rührung und des Sehnens,
Fest der weggespülten Klarheit,

Fest der unterschlag ` nen Wahrheit.

(Quelle unbekannt)

Wussten Sie, dass...

der Brauch, eine Weihnachtskrippe aufzustellen, auf Franz von Assisi zurückgeht?

Franz von Assisi kam in der Weihnachtszeit des Jahres 1223 auf die Idee, den Menschen in den Bergen Umbriens das Weihnachtsgeschehen anschaulich näher zu bringen. Vor allem die Menschwerdung Gottes in aller Einfachheit und Bescheidenheit sollte im Mittelpunkt stehen. Beim Bergdorf Greccio fand er vor einer Felswand eine Höhle, die ihm als Schauplatz einer lebendigen Krippenszenerie geeignet schien. Er konnte Bauern aus der Umgebung für sein Vorhaben gewinnen, die bald Holz und Stroh anschleppten. Auch Tiere durften nicht fehlen und man wählte solche mit kräftigen Stimmen, denn sie sollten mit den zum Einsatz kommenden Pauken und Trompeten mithalten können. Dann kam die Weihnachtsnacht. Die ganze Bevölkerung, einschließlich der  Priesterschaft der Umgebung, war auf den Beinen, um diesem Schauspiel beizuwohnen. Es wird berichtet, dass der Jubelgesang weithin zu hören war und von den Felswänden widerhallte. Auch Ochsen, Esel und Schafe stimmten lauthals ein. Dann kehrte Stille ein. Die Messe begann und Franziskus sprach die Worte des Evangeliums. Es wurde ein unvergessliches Weihnachtsfest, das die ganze Schöpfung miteinbezog.

Man beschloss, den Altar in der Höhle stehen zu lassen, um fortan hier die Christmette zu feiern. Der Legende nach soll das Heu und Stroh aus der Krippe kranke Tiere, denen man davon zum Fressen gab, geheilt haben. In weiterer Folge wurden Krippendarstellungen auch in Kirchen populär. Der Siegeszug der Weihnachtskrippe hatte begonnen.

Die gute Frage:

Woher stammt der Aberglaube, dass Tiere in der Heiligen Nacht sprechen können?

Dieser Aberglaube war bzw. ist in ganz Mitteleuropa verbreitet und stammt vermutlich schon aus vorchristlicher Zeit. Denn die Heilige Nacht fällt in die Zeit der sogenannten "Rauhnächte", die immer schon als besondere Lostage galten, um Zukünftiges zu erfahren. Zahlreiche Bräuche ranken sich daher um diese Zeit zwischen den Jahren, beginnend mit der Wintersonnenwende und endend mit dem Dreikönigstag. Das Orakeln zukünftiger Ereignisse durch Belauschen der Tiere in der Heiligen Nacht wird aber in allen einschlägigen Geschichten und Sagen streng bestraft und führt in der Regel zum Unglück des Lauschers. Vielleicht kommt in diesem alten Aberglauben auch die Ahnung zum Ausdruck, dass in der "stummen Kreatur" doch mehr steckt, als wir ihr gemeinhin zubilligen. Dass den unterschiedlichen Tierarten zahlreiche Kommunikationsformen zu eigen sind, hat die Zoologie mittlerweile hinreichend bewiesen.

Tiere haben nach christlichem Verständnis in der Gestalt von Ochs und Esel Anteil an der Geburt Christi und sind Teil der erlösungsbedürftigen Schöpfung. Zeugnis davon geben Bräuche wie das "Mettenheu", das Bauern früher vor dem Gang zur Christmette ins Freie legten, um es nach der Mette den Tieren zum Fraß zu geben. Es sollte vor bösen Einflüssen wie Seuchen schützen.

Heute erfreut sich das Räuchern von Haus und Stall wieder zunehmender Beliebtheit. Im Vordergrund steht dabei der Gedanke des Segens über Mensch und Tier. 

Die gute Frage:

Wofür stehen Ochs und Esel an der Krippe?

Ochs und Esel gehören zum Weihnachtsgeschehen wie das Jesuskind, Maria & Josef, die Hirten, die Engel oder der Stern. Dabei findet sich im Weihnachtsevangelium nach Lukas gar kein Hinweis auf einen Stall, geschweige denn auf Ochs und Esel. Lediglich von einer "Krippe" ist hier die Rede. Man muss schon weit zurückblättern in der Bibel, um auf Ochs und Esel zu stoßen, genauer gesagt zum Propheten Jesaja ins 8. Jahrhundert v. Chr.: Der Ochse kennt seinen Besitzer /und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, / mein Volk hat keine Einsicht (Jes 1,3). Vermutlich hat Jesaja damit Gott gemeint, den das Volk Israel noch nicht erkennt. Der Messias muss erst kommen. Auch der Prophet Sacharja kündigt etwa 500 vor Chr. einen neuen und gerechten König an. Die Menschen werden diesen König erkennen, wenn er auf einem Esel in Jerusalem einreitet. Genau das tat Jesus am Palmsonntag, kurz vor seinem Tod. Frühe Christinnen und Christen dachten sich wohl: Wenn der Esel hier eine wichtige Rolle spielt, dann muss er das bei der Geburt auch. 

Religionsgeschichtlich weist die Anwesenheit von Tieren bei der Geburt eines Gottes noch viel weiter zurück und findet sich - so wie die Gegenwart der Hirten - bereits beim griechischen Gott Asklepios. Hirten stehen an der Grenze zwischen Kultur und Natur. Eine harmonische Gemeinschaft mit den Tieren, wie sie in der Schöpfungserzählung oder bei Jesaja (Kap. 11) vorgezeichnet ist, lebt an der Krippe von Betlehem neu auf: Der Mensch fühlt, dass  er zu seinen Ursprüngen zurückkehrt.

Ist es nicht ein Wunder, dass dort, wo Jesus wirklich Herr über die Menschen geworden ist, auch Friede herrscht? Dass es eine Christenheit gibt auf der ganzen Erde, in der es mitten in der Welt Frieden gibt?

Nur wo man Jesus nicht herrschen lässt, wo menschlicher Eigensinn, Trotz, Hass und Begehrlichkeit sich ungebrochen ausleben dürfen, dort kann kein Friede sein. Nicht durch Gewalt will Jesus sein Friedensreich aufrichten, sondern wo Menschen sich willig ihm unterwerfen, ihn über sich herrschen lassen, dort schenkt er ihnen seinen wunderbaren Frieden.

Wenn heute wieder christliche Völker zerrissen sind in Krieg und Hass, ja wenn selbst die christlichen Kirchen nicht zueinander finden, dann ist das nicht die Schuld Jesu Christi, sondern die Schuld der Menschen, die Jesus Christus nicht herrschen lassen wollen. Dadurch fällt aber die Verheißung nicht hin, dass "des Friedens kein Ende" sein wird, wo das göttliche Kind über uns herrscht.

Aus: Dietrich Bonhoeffer: Uns ist ein Kind geboren

 

Friede

 

Der erste Friede,

der wichtigste, ist der,

welcher in die Seelen der Menschen einzieht,

wenn sie ihre Verwandtschaft, 

ihr Einssein mit dem Universum begreifen

und inne werden,

dass im Mittelpunkt der Welt

das große Geheimnis wohnt,

und dass diese Mitte tatsächlich überall ist. 

Dies ist der wirkliche Friede.

Sie ist in jedem von uns,

alle anderen sind lediglich 

Spiegelungen davon. 

Der zweite Friede ist der,

welcher zwischen Einzelnen geschlossen wird.

Und der dritte ist der zwischen Völkern.

Doch vor allem sollt ihr verstehen,

dass es nie Frieden 

zwischen den Völkern geben kann,

solange nicht der erste Friede vorhanden ist,

welcher, wie ich schon oft sagte,

innerhalb der Menschenseelen wohnt.

Nicholas Black Elk (1863-1950), war ein Medizinmann der Oglala-Lakota-Indianer und katholischer Katechist in der Pine-Ridge-Reservation, South Dakota

Der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse (1877 - 1962) betont in seinem Essay "Weihnacht" aus dem Kriegsjahr 1917 die universale Bedeutung des Christusereignisses und ruft gleichzeitig dazu auf, sich angesichts des Weihnachtsfestes nicht bloß mit einem sentimentalen Gefühl zufrieden zu geben:

 

Ob wir dann die Lehre Jesu wieder aufnehmen und uns neu zu eigen machen oder ob wir andere Formen suchen, das ist einerlei. Die Lehre Jesu und die Lehre Lao Tses, die Lehre der Veden und die Lehre Goethes ist in dem, worin sie das ewig Menschliche trifft, dieselbe. Es gibt nur eine Lehre. Es gibt nur eine Religion. Es gibt nur ein Glück. Tausend Formen, tausend Verkünder, aber nur einen Ruf, nur eine Stimme.

 

Die Stimme Gottes kommt nicht vom Sinai und nicht aus der Bibel, das Wesen der Liebe, der Schönheit, der Heiligkeit liegt nicht im Christentum, nicht in der Antike, nicht bei Goethe, nicht bei Tolstoi - es liegt in dir, in dir und in mir, in jedem von uns. Dies ist die alte, einzige, immer in sich gleiche Lehre, unsere einzige ewig gültige Wahrheit. Es ist die Lehre vom "Himmelreich", welches wir "inwendig in uns" tragen.

 

Zündet euren Kindern die Weihnachtsbäume an! Lasset sie Weihnachtslieder singen! Aber betrügt euch selber nicht, seid nicht immer und immer wieder zufrieden mit diesem ärmlichen, sentimentalen, schäbigen Gefühl, mit dem ihr eure Feste alle feiert! Verlangt mehr von euch! Denn auch die Liebe und Freude, das geheimnisvolle Ding, das wir "Glück" nennen, ist nicht da und nicht dort, sondern nur "inwendig in uns".

 

 

 

HERR, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

HERR, lass mich trachten,

nicht, dass ich getröstet werde,

sondern dass ich tröste;

nicht, dass ich verstanden werde,

sondern dass ich verstehe;

nicht, dass ich geliebt werde,

sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;

wer sich selbst vergisst, der findet;

wer verzeiht, dem wird verziehen;

und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

(Aus Frankreich, 1913)

Auch die Tierwelt wartet auf ihren Heiland, ja, selbst die Pflanzenwelt und die ganze Natur. Sehnsuchtsvoll und zitternd warten sie schon seit Jahrtausenden auf ihren Erlöser. Auf einen Heiland, der ihre natürlichen Rechte voll anerkennt und zu voller allgemeiner Anerkennung zu bringen vermag.

Aber wann wird er kommen? Und welcher Wegbereiter wird sein Johannes sein?

Frage nicht! Ich und du, und der und jener, und jeder volle Mensch ist hierzu berufen; und wer dieser hohen, heiligen Berufung nicht folgt, hat dafür Verantwortung und Sünde.

Christian Wagner (1835-1918), dt. Schriftsteller & Kleinbauer

Das Fest der Geburt Christi bedeutet: Das lange Warten hat ein Ende. GOTT ist da! In Christus beginnt eine neue Schöpfung. Virtuos in Worte gefasst hat diese Hoffnung der Barocklyriker Christian Günther in seiner "Trost Aria", die insgesamt 26 Verse umfasst:

 

Endlich bleibt nicht ewig aus, endlich wird der Trost erscheinen, endlich grünt der Hoffnungsstrauss,

endlich hört man auf zu weinen, endlich bricht der Tränenkrug, endlich spricht der Tod: Genug!

Endlich wird das Wasser Wein, endlich kommt die rechte Stunde, endlich fällt der Kerker ein, endlich heilt die tiefste Wunde. (...)

Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdrießlich.
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos.
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart.
Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig.
Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch.
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch.
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich.
Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch.
Macht ohne Liebe macht grausam.
Ehre ohne Liebe macht hochmütig.
Besitz ohne Liebe macht geizig.
Glaube ohne Liebe macht fanatisch.

 

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