
Die Schweine der Brüder Thomas und Andreas Hubmann, Bauern aus Gerersdorf bei St. Pölten. kennen kennen keine Vollspaltenböden, dafür aber viel Licht, Frischluft und genug Schlamm zum Wälzen – denn Hubmanns Schweine leben sommers wie winters auf einer dicken Strohschicht im Freien! - Ein Vorzeigemodell, wie Vollspaltenbodenhaltung (oder das kaum bessere "Nachfolgemodell" mit geringfügig weniger Spalten) beendet werden könnte? Der relativ geringe Kostenaufwand für diese Art der Haltung scheint manchen aus der Agrarlobby ein Dorn im Auge zu sein. So werden Behörden nicht müde, den Bauern Verwaltungsstrafverfahren aufzubrummen. Aktuell droht (wieder einmal) eine Zwangsräumung. Das Hauptargument der Gegner: Die Schweine könnten das Grundwasser verseuchen. (Die besagte dicke Strohschicht wird regelmäßig ausgewechselt und bisher vorgenommene Messungen lieferten gute Ergebnisse.)
Dass in der Umgebung der Weiden in großen Mengen Gülle aus konventioneller Landwirtschaft ausgebracht wird, die nachweislich das Grundwasser mit Nitrat belastet, stört die Behörden hingegen nicht...
Im Folgenden ein Interview, das AKUT im Jahr 2022 mit dem beherzten Bauern Thomas Hubmann geführt hat (veröffentlicht im KAV-Info 2/2022):
Was hat Sie konkret dazu bewogen, von Vollspaltenböden auf Freiland-Schweinehaltung umzustellen?
Wir betreiben seit gut 10 Jahren unseren Betrieb nach den Prinzipien der regenerativen
Landwirtschaft. Der Fokus liegt dabei auf Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit – gesunder Boden – gesunde Pflanzen – gesunde Tiere – gesunde Menschen. Man kann das System mit Permakultur auf größeren Flächen vergleichen. Ein wesentlicher Punkt ist die artgerechte Tierhaltung, mobil auf den Flächen integriert. Die mobilen Unterstände der Schweine werden mit verschiedenen organischen Materialien eingestreut (Stroh, Heu, Waldhackgut usw.). Dieser Rottemist ist Grundlage für mikrobiologisch hochaktiven Kompost, der als Dünger für unsere Felder dient. Es kann somit der gesamte synthetische Dünger eingespart werden. Das Insekten- und Bodenleben wird gefördert, Humus aufgebaut und damit CO2 gespeichert. Das ist in unseren Augen die Lösung für sämtliche Kritikpunkte, mit der die landwirtschaftliche Nutztierhaltung derzeit konfrontiert ist.
Hat die Umstellung hohe Kosten verursacht?
Die Umstellung verursacht sehr geringe Fixkosten, aber natürlich etwas mehr variable Kosten durch Arbeitszeit, Einstreu und Herstellung und Pflege des Qualitätskomposts.
Ein Argument der Befürworter von Vollspaltenböden ist der Preis des Fleisches. Nur Massentierhaltung könne günstiges Fleisch garantieren. Wie stehen Sie zu solchen Aussagen?
Nichts ist günstiger, als mit Hilfe der Natur qualitativ hochwertige Produkte für seine Kunden zu produzieren. Unsere Freilandschweine sind nicht nur Fleischlieferanten, sondern durch den Kompost auch Grundlage für gesunden Boden und CO2-Speicherung durch Humus. Im Kontext dieser gesamtheitlichen Sicht ist unser Fleisch ausgesprochen günstig und unsere Kunden unterstützen uns mit ihrer Kaufentscheidung proaktiv, die Welt ein Stück weit in das Paradies zu verwandeln, in dem unsere Kinder leben werden.
Spielten bei Ihrer Entscheidung zur Freilandhaltung (tier-)ethische Über- legungen eine Rolle?
Uns ist wichtig, dass Nutztiere auf unserem Betrieb ihr Artverhalten jederzeit ausleben können. Neben natürlichem Licht und frischer Luft ist das bei unseren Schweinen das Wühlen in frischer Erde und natürlichen Materialien.
Wer als "Schwein" bezeichnet wird, ist meist nicht stolz darauf. Welche Erfahrungen haben Sie im langjährigen Umgang mit diesen Tieren gewonnen?
Schweine sind äußerst intelligente und saubere Tiere, ständig neugierig und sehr aktiv. Es ist sehr kurzweilig und trotzdem entspannend, sie in ihrem natürlichen Artverhalten zu beobachten.
Vielen Dank für das Interview!
Anmerkung: Vielleicht ist genau das ein Beispiel dafür, wovon Papst Franziskus in seiner epochalen Umweltenzyklika „Laudato si“ schreibt: Die menschliche Freiheit ist in der Lage, die Technik zu beschränken, sie zu lenken und in den Dienst einer anderen Art des Fortschritts zu stellen, der gesünder, menschlicher, sozialer und ganzheitlicher ist.“ (Laudato si, Nr. 112)
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